Es war ungewöhnlich warm am Sonntag, dem 23. Oktober, und am Ende kam auch noch die Sonne raus: ideales Wanderwetter rund um den kleinen, etwas abseits der Ahr gelegenen Ort.
Pünktlich um 10 Uhr waren 27 Wanderinteressierte am Rathaus, wo der Bus schon wartete.
Angekommen an der Schwanert-Hütte ging es dann los, je nach Geschmack auf eine kürzere und einer längere gemütliche Runde rund um Lind.
Natürlich war für ausreichend Wanderproviant gesorgt: viele hatten für die Pausen leckere kleine Snacks mitgebracht, und für Wein und Wasser war auch gesorgt.
Nach der Rückkehr zum Ausgangspunkt ging es dann nach Insul ins Landhotel Ewerz, das nach der Zerstörung durch die Flutkatastrophe 2021 gerade wieder - komplett modernisiert - neu eröffnet worden war. Hier konnten sich alle bei vorzüglichen Gerichten nochmal in lockerer Runde über die herrliche Wanderung austauschen, bevor es dann am späten Nachmittag wieder zurück ging.
Endlich hat es wieder geklappt: nach mehreren Jahren Unterbrechung wegen Corona besuchte Anfang Oktober wieder eine große Delegation aus Weilerswist bei besten Sommertemperaturen das schöne
Mittelmeerstädtchen Carqueiranne.
Mit dabei 15 Jugendliche, die sich darauf freuten ihre französischen Freundinnen und Freunde wieder zu sehen, die Im Juli in Weilerswist waren. Durch großzügige Unterstützung des
Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) konnten die Schülerinnen und Schüler zu einem geringen Kostenbeitrag an der Reise teilnehmen.
Der Partnerorganisation in Carqueiranne war es gelungen, alle in privaten Familien unterzubringen, um so das gegenseitige Kennenlernen zu intensivieren und Sprachbarrieren abzubauen. Sie hatte ein abwechslungsreiches und prall gefülltes Programm auf die Beine gestellt, bei dem sowohl die Jugendlichen als auch die erwachsenen Vereinsmitglieder nicht zu kurz kamen:
Nach einem herzlichen Empfang im "Hôtel de Ville" unter folkloristischer Begleitung ging es gleich am ersten Tag nach Toulon und mit der Seilbahn auf den Hausberg, den Mont du Faron. Nach Besuch des dortigen Museums zur Erinnerung an die Befreiung Südfrankreichs von der deutschen Besatzung 1944 und einem Picknick gab es eine Hafenrundfahrt vorbei an der dort stationierten französischen Marineflotte mit ihren zwei Flugzeugträgern.
Nach diesem ereignisreichen Tag gab es am Sonntag für die Erwachsenen etwas Ruhe, während die Jugendlichen sich bei einem Strandbesuch mit Surfkurs austoben konnten. Der Abend bot die Möglichkeit, in der Carqueiranner Kirche einem Chorkonzert beizuwohnen. Für begeisterten Applaus sorgte dabei ein Auftritt des "Autumn Leaves" Gesangquartetts, das aus Weilerswist mit angereist war.
Montag stand wieder ein spannender Ausflug auf dem Programm: Zunächst ging es nach Cassis und dort mit einer Bootstour zu den Calanque-Buchten. Dann weiter mit dem Bus entlang der Küstenstraße nach Marseille in den alten Hafen und in ein fantastisches Museum: eine originalgetreue Nachbildung des Cosquer-Höhlenkomplexes, in dem vor 30 Jahren zufällig fast 30.000 Jahre alten Höhlenmalereien entdeckt worden waren.
Natürlich durfte auch dieses Mal ein Besuch auf der wunderschönen Insel Porquerolles vor der Küste der benachbarten Halbinsel Hyéres nicht fehlen. Während die Jugendlichen die Insel mit dem Mountainbike eroberten, konnten die Anderen das außergewöhnliche Kunstmuseum der Carmagnac-Stiftung bewundern mit seiner Sammlung von moderner Malerei und ungewöhnlichen Skulpturen im großzügig angelegten Freigelände eines ehemaligen Bauernhofs.
Am Mittwoch gab es für die Erwachsenen eine Besichtigung der Palmen- und Blumenstadt Hyéres. Die Jugendlichen wanderten zunächst zu einer Festung und einem Bergwerk in der Umgebung. Nachmittags hatte der Tischtennisverein zu einem Turnier eingeladen.
Und dann war auch schon der letzte Tag in Carqueiranne da: die Weilerswister Jugendlichen waren eingeladen, am "Collège", der lokalen Gesamtschule, am Unterricht ihrer französischen Freundinnen und Freunde teilzunehmen. Alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Reise hatten Gelegenheit, über den großen und vielfältigen Wochenmarkt mit einer unendlichen Zahl von Gemüsen, Früchten, leckeren Speisen und Düften, Alltagsgegenständen und Modeartikeln zu spazieren und bei herrlichem Sonnenschein diesen besonderen Flair einer südfranzösischen Kleinstadt zu genießen.
Den Abschluss bildete ein festlicher Deutsch-Französischer Abend, bei dem sowohl die französischen wie auch die deutschen Organisatorinnen und Organisatoren für ihren arbeitsintensiven Einsatz geehrt wurden. Die Veranstaltung wurde untermalt von begeistert aufgenommenen Gitarrenliedern des mitgereisten Erftstädters Engelbert Nowak sowie einem Spontanauftritt des Autumn Leaves Quartetts. Bei allem Spaß, den die Weilerswister Jugendlichen und ihre Carqueiranner Freundinnen und Freunde an diesem Abend hatten, rollte dann doch bei Einigen beim Abschied so manche Träne angesichts der langen Zeit bis zum nächsten Wiedersehen ...
Zum erstem Mal veranstaltete die Partnerschaftsgesellschaft Weilerswist eine Konzertveranstaltung kombiniert mit Speisen und Getränken. Unter dem Motto "Spanischer Abend"
gab es in der prächtig in den spanischen Farben dekorierten Aula der Gesamtschule zunächst kulinarische Leckerbissen, geliefert vom ortsansässigen spanischen Restaurant El Rancho und begleitet
von spanischen Getränken.
Nachdem sich in dem voll besetzten Saal alle Gäste gestärkt und auf das Konzert eingestimmt hatten, war es dann soweit: das international erfolgreiche Gitarrenduo Tierra Negra betrat die
Bühne und legte sofort los mit einem feurigen Flamenco. Schnelle, bewegte Stücke wechselten sich ab mit ruhigeren, nachdenklichen Beiträgen. Nach einer kurzen Einleitung zur Entstehungsgeschichte
übernahm meistens einer der beiden im perfekten Zusammenspiel ihrer akustischen Gitarren den Melodiepart, während der andere rhythmisch begleitete.
Die beiden Gitarristen Raughi Ebert und Leo Henrichs lernten sich in den neunziger Jahren während Ihres Musikstudiums kennen - der eine mit klassischem Schwerpunkt, der andere eher dem Jazz
zugewandt. Schon 1997 starteten sie dann ihre gemeinsame Karriere als Tierra Negra mit Gitarrenmusik in mediterranem Stil, angelehnt an die Flamenco-Musik. Im Laufe der inzwischen 25-jährigen
Laufbahn produzierten sie eine ganze Reihe Schallplatten und traten rund um die Welt auf vielen Bühnen und Gitarrenfestivals auf - von Kanada über die USA und Europa bis nach China (weitere
Informationen auf ihrer Website www.tierranegra.de).
Doch sie musizieren nicht nur zusammen, sondern unterrichten auch und entwickelten sogar eine eigene Flamenco-Gitarre unter ihrem Namen, die auch von anderen Künstlern dieser Musikrichtung
gespielt wird.
Neben dieser Gitarre kamen aber an diesem Abend mit lauter Eigenkompositionen auch eine ganze Reihe Spezialgitarren zum Einsatz: z.B. eine an ein kleines Cello erinnernde "Violin Guitar", und
eine "Guatalele", eine Gitarre zwar klein, aber mit großem Klang. Mit letzterer ließ Raughi Eberts seine klassische Ausbildung durchklingen und spielte den 2. Satz aus dem Concierto de Aranjuez
von Joaquin Rodrigo.
Stimmungsvolle Fotos und Filmsequenzen mit typisch spanischen Motiven rundeten die großartige Darbietung ab, und so war es kein Wunder, dass das begeisterte Publikum die beiden Künstler erst nach
drei Zugaben entlassen wollte.
Wir alle müssen erschüttert zusehen, wie die jahrzehntelange europäische Friedensordnung durch den brutalen Angriff der russischen Putin-Regierung auf die Ukraine zunichte gemacht wird.
Viele fühlen sich angesichts des Schicksals der ukrainischen Menschen machtlos und haben das Bedürfnis, zur Linderung ihres Leids beizutragen. Unserer Leitlinie "Europa näher bringen" folgend möchten wir auf folgende konkrete Hilfsmöglichkeiten für die in Weilerswist angekommenen Flüchtlinge hinweisen:
Die Flüchtlingsinitiative Weilerswist unterstützt bereits viele Menschen aus der Ukraine in Weilerswist. Wer sich dabei regelmäßig engagieren will, findet so Kontakt:
info@fluechtlingsinitiative-weilerswist.de
02254 – 96 00 990
Wer sogar eine Unterkunft anbieten kann, kann sich melden unter:
Die Euskirchener Initiative „SmiLe“ schickt schon seit mehreren Jahren Sprachpatinnen und Sprachpaten in die Schulen und Kindergärten des Kreises Euskirchen. Auch in Weilerswist sind einige davon aktiv.
Das Grundprinzip ist:
Ein Sprachpate oder eine Sprachpatin trifft sich mit 1 Kind 1-mal pro Woche 1 Stunde in der Schule oder im Kindergarten vor Ort, um dem Kind auf spielerische Weise die deutsche Sprache näher zu bringen.
Vor dem ersten Einsatz findet an 4 Nachmittagen eine Schulung statt, anschließend wird der/die Sprachpat*in von der SmiLe-Leitung vor Ort eingeführt und mit Kind, Lehrer*in oder Betreuer*in bekannt gemacht.
Weitere Informationen:
suzana.kilickeser@kreis-euskirchen.de
Tel.: 02251/ 15-697
Fragen beantwortet – aufgrund langjährige Aktivität als Sprachpate auch gerne:
Bernd Folkmann, 0172 67 48 256.
Da hat alles gepasst:
Bestes Sommerwetter, ein heiterer Himmel über vielen Hundert Besucherinnen und Besuchern am 20. August auf dem Armand-Conan-Platz in Weilerswist-Süd.
Gemeinsam mit dem Freundeskreis Weilerswist-Süd veranstaltete die Partnerschaftsgesellschaft Weilerswist dieses Jahr endlich wieder das traditionelle Familienfest.
Der Dorfverschönerungsverein versorgte alle mit Getränken, der Weilerswister Turmverein sorgte für deftige Verpflegung und die PG konnte aufgrund vieler leckerer Kuchenspenden ein große Vielfalt an Gebäck und Kaffee anbieten. Besonders die frisch gebackenes Waffeln waren begehrt: hier musste auf Grund der hohen Nachfrage noch am Abend Teig nachproduziert werden.
Natürlich gab es ein großes Unterhaltungsangebot für Groß und Klein:
Ein Piratenschiff als Hüpfburg, Luftballonfiguren, kreatives Gestalten mit dem Waldkindergarten, eine anschauliche Präsentation der Jugendfeuerwehr ...
Nicht nur für die Kinder standen viele interessante Vorführungen auf dem Programm:
Viele Firmen und Organisationen hatten die Tombola mit so hochwertigen Gewinnen ausgestattet, dass die Lose schon nach kurzer Zeit vergriffen waren. Und nicht zu vergessen: Mit großzügigen Spenden unterstützten die Weilerswister Geldinstitute die Finanzierung der Veranstaltung.
Abgerundet wurde das Fest durch unterhaltsame Musik von DJ Ebersbach, die viel zur Guten Laune der Festbesucherinnen und -besucher beitrug.
Am Ende waren alle einer Meinung: das war ein gelungenes Fest - bitte nächstes Jahr wieder!
Ungeduldig und neugierig warteten 16 Mädchen und Jungen aus Weilerswist am Sonntagabend des 10. Juli auf ihre Gäste: sie hatten sich zur Teilnahme am Veranstaltungsprogramm angemeldet, das Irmtraud Schmidt vom Vorstand der PG Weilerswist und ihre Helferinnen und Helfer vorbereitet hatten. Die erwarteten 13 Schülerinnen und 5 Schüler aus der Partnerstadt Carqueiranne sollten bei ihren Gastfamilien in Weilerswist zusammen mit den Weilerswister Jugendlichen eine abwechslungsreiche und interessante Woche erleben.
Als dann endlich - mit einiger Verspätung am Flughafen - die 11- bis 17-Jährigen Französinnen und Franzosen mit ihren zwei Deutsch-Lehrerinnen, einem Vater und Solange Arnoux, der Präsidentin der französischen Jumelage, am Haus Heskamp anmarschiert kamen, war schnell klar: das wird eine aufregende und spannende Zeit!
Spätestens nach dem Besuch der Schmetterlingsfarm Eifalia und der Sommerrodelbahn in Mechernich am Montag herrschte unter den Jugendlichen ein babylonisches Sprachgewirr aus Französisch, Deutsch und Englisch - die Verständigung untereinander war kein Problem mehr. Auch deswegen, weil bei der Besetzung der Rodelschlitten und auch bei den weiteren Aktionen immer deutsch-französisch gemischte Teams gebildet wurden.
Der ganze folgende Dienstag gehörte dem Freilichtmuseum Kommern. Mit der Bahn und einem Anruf-Sammel-Taxibus gelangte man direkt dorthin. Dort wartete eine spannende und informative Schnitzeljagd auf die Jugendlichen, die gruppenweise versuchten, auf ihrem Weg durch das ganze Areal möglichst viele Fragen richtig zu beantworten.
Mittwochs ging es nach Köln: vormittags standen Spaß, interessante Aktionen und Experimente im Abenteuermuseum ODYSSEUM auf dem Programm. Der anschließende Blick vom LVR-Turm auf die Skyline von Köln zeichnete den Jugendlichen den Weg vor: über die Deutzer Brücke mit den Abertausenden Liebesschlössern, wovon die französischen Teenager schwer beeindruckt waren, ging es zum Dom, der nicht minder beeindruckte: ein stilles Schlendern durch die Gänge, staunende Blicke auf den Dreikönigsschrein und Genuss der Kühle – denn es war ein sehr heißer Tag. Freie Zeit zum Shoppen rundete das Kölnerlebnis ab.
Dem nächsten Tag fieberten vor allem die Weilerswister Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon entgegen, weil sie wussten, was auf sie zukommt: das Phantasialand war auch für sie, aber besonders für die französischen Freundinnen und Freunde das absolute Highlight des Programms. Sorgen darum, niemanden in dem Gewusel zu verlieren, waren unbegründet: alle waren sehr rücksichtsvoll und diszipliniert und die Jüngeren von Erwachsenen begleitet. Zum vereinbarten Zeitpunkt fanden sich alle am Treffpunkt ein, so dass die Rückfahrt „ohne Verluste“ angetreten werden konnte.
Am Freitag ging es nochmal sehr sportlich zu. Im Weilerswister Tennisclub Rot-Weiß hatte der ehemalige Vorsitzende Peter Kommer eine tolle Überraschung parat: er hatte eigens einen professionellen Tennistrainer engagiert, bei dem alle Teilnehmer in einer ersten Tennisstunde die Grundlagen des Spiels kennenlernen und ausprobieren konnten.
Der Tennisclub stellte auch alle Getränke zur Verfügung, mit denen sich die Jugendlichen zum Mittagessen auf ihre Pizza stürzen konnten. Am Rande der Veranstaltung gab es mit dem jetzigen Vorsitzenden des Tennisclubs, Thorsten Weckert auch einen Gedankenaustausch über die Möglichkeiten einer Tennis-Begegnung mit dem Carqueiranner Tennisclub.
Nachdem dann am Nachmittag nochmal Action angesagt war im Brühler Outdoor Kletterpark, waren alle dann am Abend doch ziemlich "platt".
Zum Ausgleich war der Samstagvormittag dann "programmfrei" und stand für individuelle Wünsche und Ideen zusammen mit den Gastfamilien zur Verfügung. Dabei kam es noch zu einer besonderen Begegnung: Helena Cugaly, Gründungsmitglied der Partnerschaft mit Carqueiranne, war früher mehrmals bei einem PG-Besuch dort dabei und hat mit dem gastgebenden Ehepaar von damals immer noch Kontakt. So entging es ihr nicht, dass deren Enkelin Amandine Teilnehmerin der Besuchsguppe war – und was lag näher, als die Gelegenheit für ein Treffen zu nutzen!
Mit einer Abschiedsveranstaltung auf dem Weilerswister Boule-Platz ging die kunterbunte Woche dann gemütlich zu Ende. Nach einer kleinen Einweisung in den Boule-Sport durch den Vater einer der französischen Teilnehmerinnen klang der Tag mit einem gemütlichen Grillabend aus.
Abschließend stand natürlich noch die Preisverleihung der besten Teams der Schnitzeljagd auf dem Programm, die von großem Jubel aller Beteiligten – ob siegreich oder nicht – begleitet wurde. Schließlich ging keiner leer aus. Eine Runde Eis für alle gab es obendrein. Zum Schluss ließen es sich die französischen Gäste nicht nehmen, für die tolle Woche zu danken. Gemeinsam wurde mit dem Singen der „Partnerschafts-Hymne“ der Abschluss eingeläutet, denn am folgenden Sonntag mussten alle Gäste früh zum Flughafen, um angesichts der chaotischen Wartezeiten sicher das Flugzeug nach Nizza zu erreichen. Irmtraud Schmidt bedankte sich nochmal bei allen Helferinnen und Helfern, die diese Woche möglich gemacht hatten. Insbesondere auch bei den Gasteltern, von denen übrigens viele vorher noch nie von der PG gehört hatten - ein Hinweis darauf, dass der Verein seine Öffentlichkeitsarbeit wieder verstärken sollte.
Nach dieser gemeinsamen Woche fiel der Abschied voneinander allen Beteiligten nicht leicht, sicherlich wurde auch die eine oder andere Träne verdrückt. Aber zum Glück werden einige im Herbst in Carqueiranne Wiedersehen feiern können - als Teilnehmer einer großen vierzigköpfigen Delegation der der Weilerswister Partnerschaftsgesellschaft!
Unser langjähriges Vereinsmitglied, Gisela Wachholz-Kulke, ist am 28. Mai 2022 mit 95 Jahren gestorben.
Ältere Schulkollegen und -kolleginnen werden sie noch in Erinnerung haben, als Lehrerin für Englisch und Geographie. 1992 ging sie mit 65 Jahren als erste im Kollegium in den Ruhestand. Sie bekam von Lehrern und Schülern zu ihrem Abschied von der Schule eine große Feier geschenkt, was sicherlich auch ihrer Beliebtheit entsprach. Sie war zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre am Ville-Gymnasium. Ihr Lebensweg war ein vollkommen anderer, als der unsere, die wir nach dem Krieg geboren waren.
1927 in Goldberg (Schlesien) geboren, hatte sie den Zweiten Weltkrieg und die Flucht erlebt.
Viele Erinnerungen an diese Zeit und an ihre Schulzeit tauchen in ihren anschaulichen und detailreichen Lebenserinnerungen auf, die sie im November 2020, also mit 93 Jahren, in Heft 50 des "Geschichts- und Heimatvereins der Gemeinde Weilerswist“, in der sie lebte, veröffentlichte. Es ist erstaunlich, wie genau sie sich an Namen, Daten und Einzelheiten erinnert.
1932 zu Ostern wurde sie eingeschult, ein Jahr vor Hitlers Machtergreifung. Die jüngere Generation kann sich heute nicht mehr vorstellen, wie Schule damals aussah: Die Lehrer unterrichteten vom Katheder aus, das vor der Tafel stand, die Klassen hatten oft über 50 Schüler, die auf Holzbänken an Tischen mit versenkbaren Tintenfässern saßen und mit Federhaltern schrieben. Der Unterricht war streng, manchmal wurde mit dem Rohrstock nachgeholfen. Mädchen und Jungen lernten in getrennten Klassen, die Trennung betraf auch den Schulhof.
Ihr Vater unterrichtete am Gymnasium Biologie und Geographie. Dort war sie später seine Schülerin in Biologie, da es keinen anderen Lehrer in diesem Fach gab. 1944 im Juni legte ihre Klasse, die Unterprima, (heute Klasse 12), die das ganze Jahr kriegsbedingt mit der Oberprima zusammen unterrichtet worden war, erfolgreich das Abitur ab. Dieses wurde aber später wegen angeblich „mangelnder sittlicher Reife“ nicht anerkannt, so dass die Abiturprüfung nach dem Krieg wiederholt werden musste.
Gisela war jetzt 17 Jahre alt und begann nach den Sommerferien 1944 unfreiwillig ihre Laufbahn als Lehrerin am Gymnasium, denn durch die Versetzung ihres Vaters in eine andere Stadt fand sich kein Biologie-Lehrer. Neben ihrer Hilfe im Haushalt als Älteste von vier Geschwistern, musste sie nun also noch Unterricht vorbereiten und sich z. B. einarbeiten, in die " komplizierte Vermehrung und Fortpflanzung von Farnen und Moosen“, wie sie schreibt. Man kann sich ihre Erleichterung vorstellen, als dieser „Spuk“ nach gut zwei Monaten ein Ende fand.
Im November 1944, immer noch 17, wurde sie zum Reichsarbeitsdienst (RAD) eingezogen. Sie wird von einem RAD-Lager ins andere geschickt, arbeitet in abgelegenen Bergbauernhöfen, kocht für 100 Personen Grießbrei und wird schließlich in eine Rüstungsfabrik gesteckt. 1945, am 20. 4. („Führers Geburtstag“) wird sie entlassen und kann durch die Tschechoslowakei auf einem Armee-Lastwagen ins Sudetenland fliehen, wo ihre Familie jetzt lebt. Bald müssen sie das Sudetenland verlassen und weiter ziehen, nach Westen. Die ganze Familie flieht zu Fuß nach Tuttlingen, wo ein angeheirateter Onkel als Amtsgerichtsdirektor tätig ist und sie in seiner geräumigen Dienstwohnung aufnimmt. Nun begann ein neues Leben.
Ein großes Ziel von Gisela, die schon in Goldberg Englisch als Schulfach geliebt hat ist es, sich in dieser Sprache zu perfektionieren.. Sie hat den Ehrgeiz, Englisch wie ein "native speaker“ zu sprechen und reist nach England. Zwischen 1949 und 1952 arbeitet sie als Au-Pair bei verschiedenen Familien und schließlich in einer Kinderklinik in London als Hilfsschwester. Und als sie nach Deutschland zurück fährt, spricht sie tatsächlich wie eine Engländerin.
In Köln, wohin sie Verbindungen hat, arbeitet sie als Dolmetscherin für ein Vorstandsmitglied der Kaufhof-Zentrale. Sie ist 26 Jahre alt. Zur Arbeit läuft sie zu Fuß durch die Trümmerfelder der Stadt, in denen der Sommerflieder blüht. 1954 heiratet sie als damals „spätes Mädchen“ einen jungen Mann, Friedbert Wachholz, den sie in der Kantine des Kaufhofs kennenlernt. Sie finden eine Wohnung in Köln-Dellbrück und 1957, 1958 und 1959 werden drei Kinder geboren: Adriane, Roland und Gero. 1964 bezieht die Familie ein Eigenheim in Weilerswist, in dem Gisela fast 60 Jahre lang wohnen wird, auch wenn die Ehe nach 20 Jahren geschieden wird.
Im Wintersemester 1972/73 beginnt sie mit 45 Jahren ein Studium der Anglistik und Geographie, das sie in Rekordzeit absolviert. Am 1. 2. 1977 tritt sie das Lehramt am Ville-Gymnasium Erftstadt an, als mit Abstand Älteste in einem damals jungen Kollegium, in dem sie bald Anschluß findet. Zu ihrem großen Bedauern ist es aber zu spät für eine Verbeamtung. Schüler und Schule sind ihr dankbar, als sie zusammen mit einer Kollegin den Schulaustausch zwischen Starke in Florida und Erftstadt begründet. Hierdurch entwickeln sich Freundschaften, die über lange Zeit bestehen.
Mit der Partnerschaftsgesellschaft Weilerswist beteiligt sie sich am Austausch mit Witnash in England, wo neue Freundschaften geknüpft werden.
1992 ist die Zeit am Ville-Gymnasium vorbei. Mit 65 Jahren wird sie pensioniert, als erste im Kollegium und erhält von Seiten der Schüler und Kollegen ein unvergeßliches Abschiedsfest.
Im nun beginnenden Ruhestand setzt sie sich keineswegs zur Ruhe. Sie engagiert sich im Literaturkreis Weilerswist, u. a. mit einem sehr anschaulichen Vortrag über den schlesischen Dichter der Romantik, Joseph von Eichendorff, dessen Gedicht „Mondnacht“ sie besonders liebte. Sie veranlasst den Literaturkreis, einen eindrucksvollen Abend in der Burg Kühlseggen mit ihrem Sohn Gero zu gestalten. Sie gibt gelegentlich Nachhilfestunden und Erwachsenenunterricht in Englisch, pflegt Kontakte mit den Kollegen und Kolleginnen, vor allem bei wechselseitigen Geburtstagsfeiern. Man unternahm gemeinsame Fahrten zu Vorträgen in Bonn, zu Museen in Köln und Bonn und zu kulturellen Events bis in Giselas frühe neunziger Lebensjahre. Noch mit weit über achtzig fuhr sie den langen Weg zu Adriane nach Berlin und zu Gero ins Wendland mit ihrem Auto.
Sie liebte Blumen, Natur und über alles ihren großen Garten, wo sie den Kräutern, Büschen und Blumen freien Lauf zur Entfaltung ließ. Sie kannte jede Pflanze mit Namen. Wenn man über einen der Pfade ging, die die scheinbare Wildnis teilten, rief sie auf einmal: Vorsicht, da steht ein Leberblümchen! Und man musste sich bücken und genau gucken, um es zu sehen.
Ab 1993 organisierte und beleitete sie 11 Jahre lang Reisen nach China. An diesen Reisen nehmen Freunde und Kollegen immer wieder Teil. Sie hat eine ganz besondere Beziehung zu diesem Land, denn in ihrer Londoner Zeit lernte sie einen jungen Chinesen kennen und lieben, der dann jedoch in seine Heimat zurück flog. Er nahm 1989 wieder Kontakt mit ihr auf, sie flog kurz entschlossen nach Peking und stellte fest, dass er schon damals verheiratet war. Dennoch war sie ihm nicht böse, wurde von seiner Familie freundlich aufgenommen und reiste in den folgenden Jahren immer wieder nach China. Sie lernte so, lange vor der offiziellen Öffnung des Landes für den Tourismus, eine faszinierende Gesellschaft und Kultur kennen. Von diesen Kenntnissen und dieser Faszination durften später auch andere profitieren.
Sie war allseits beliebt, mit ihren Ecken und Kanten, mit ihrer Art, gerade heraus zu sprechen, mit der Wissbegier, die sie bis ins hohe Alter behielt. Sie verkörperte einen Typus, den es früher gab und dessen letzte Vertreterin sie war. Sie konnte nichts wegwerfen, vor allem keine Lebensmittel. Und mehrmals hat man sie nach einem Unfall mit Knochenbruch genesen und wieder aufstehen sehen, als sei nichts gewesen, als wolle sie sagen: da habe ich schon Schlimmeres erlebt. Sie schien unverwüstlich. Mit 90 Jahren schrieb sie sich in einen Tanzkurs für Senioren ein.
Sie besaß die große Gnade, bis kurz vor ihrem Lebensende nie ernsthaft krank zu sein, über alle geistigen Fähigkeiten zu verfügen und weiterhin mit einem großen Bekanntenkreis Kontakt zu halten. Als ihre Zeit gekommen war, erkannte sie mit großer Klarheit, dass es zu Ende ging und akzeptierte es.
Wir vermissen sie sehr.
Diesen eindrucksvollen Nachruf verfasste Margarete Siebert, wir danken für die Genehmigung zur Veröffentlichung.
Auch wenn es auf dem Foto gar nicht deutlich sichtbar ist:
Die alte Aula der Gesamtschule ist in die Jahre gekommen. Sie entspricht nicht mehr den Ansprüchen eines modernen kulturellen Veranstaltungsortes; sie strahlt den Charme eines sterilen Zweckbaus aus, der nicht zum Verweilen einlädt. Die technische Ausstattung ist veraltet, der Zugang zum Zuschauerraum ist für Gehbehinderte kaum zugänglich.
Durch eine Modernisierung im Rahmen der Erweiterung der Schule sollte
Wenn dann noch die Nutzungsmöglichkeit einer Schulküche für gastronomische Versorgung der Besucher vorgesehen würde, hätte die Gemeinde endlich eine einladende und flexibel nutzbare Einrichtung für gesellschaftliche Veranstaltungen mittlerer Größe. Neben den vielen Vereinen in Weilerswist könnte der Saal dann auch für größere private Veranstaltungen - z.B. Hochzeiten, Konferenzen, Jubiläen - zur Verfügung stehen.
Die Partnerschaftsgesellschaft hat der Gemeinde und dem mit der Planung beauftragte Projektbüro in einem Schreiben diese Wünsche und Ideen unterbreitet, und wartet nun gespannt darauf, in welchem Umfang sie aufgegriffen werden.
Mit tiefer Anteilnahme erfuhr die Partnerschaftsgesellschaft, dass die Ehefrau von Arman Conan, dem französischen Begründer der Städtepartnerschaft zwischen Weilerswist und Carqueiranne am Mittwoch, dem 4. Mai verstorben ist.
Erst im Februar hatten wir hier über ihren einhundertsten Geburtstag und darüber berichtet, dass sie mit ihrem Ehemann den achtzigsten Hochzeitstag feiern konnte.
Um so schmerzlicher musste es für alle Angehörigen, Freundinnen und Freunde nun sein, für immer von ihr Abschied zu nehmen.
Auch Madeleine Conan hatte einen großen Anteil daran, dass 1978 von den damaligen Bürgermeistern Armand Conan und dem Weilerswister Peter Schlösser die Städtepartnerschaft zwischen dem Städtchen an der Cote d'Azur und der rheinländischen Gemeinde begründet wurde.
Die Partnerschaftsgesellschaft wünscht ihrem Ehemann Armand und allen Familienmitgliedern bei der Bewältigung des großen Verlustes Kraft, Trost und Zuversicht.
Nach ihrem Ehemann Armand hat nun auch Madeleine Conan das stolze Alter von einhundert Jahren erreicht!
Am 16. Februar 1922 geboren konnte sie mit ihrem Ehemann zusammen nicht nur ein 201-jähriges Jubiläum feiern, sondern auch den 80. Hochzeitstag.
Auch sie hat einen großen Anteil daran, dass 1978 von den damaligen Bürgermeistern Armand Conan und dem Weilerswister Peter Schlösser die Städtepartnerschaft zwischen dem Städtchen an der Cote d'Azur und der rheinländischen Gemeinde begründet wurde.
Die Partnerschaftsgesellschaft gratuliert von ganzem Herzen und wünscht Madeleine und Armand weitere Jahre zusammen bei guter Gesundheit!