Arman Conan am 1. Januar 2024 gestorben

Ansprachen und Veröffentlichungen

Ansprache der Partnerschaftsgesellschaft (vorgetragen von Christa Kayser)

Liebe Familie Connan, Monsieur le Mairre, Liebe Freunde,

 

im Namen der Partnerschaftsgesellschaft, Comité de Jumelage, spreche ich Ihnen hiermit unsere herzliche Anteilnahme aus.

Wir trauern hier gemeinsam mit Ihnen sehr um den Verlust unseres langjährigen Freundes Armand Conan.

Zeitgleich findet in Weilerswist auf dem Armand-Conan-Platz eine Gedenkveranstaltung zu Ehren Armands statt.

 

Unvergessen sind seine Unterstützung für die PG und die gemeinsamen Treffen bei ihm und Madeleine, seiner Frau, in ihrem großen Garten. Seine humorvollen Diskussionen und seine Erzählungen aus seinem reichen Erfahrungsschatz zogen alle Aufmerksamkeit auf sich.

 

Armand hat sehr schnell erkannt, dass Frieden auf gegenseitiger  Freundschaft basiert  und daher eine Verschwisterung zwischen unseren Gemeinden Carqueiranne und Weilerswist gegründet.

 

Bis zuletzt hat er es verstanden unermüdlich für das gegenseitige das Interesse zu werben, den Austausch zwischen den Familien, den Schülern und den Studenten an zu regen.

Denn je mehr Verständigung zwischen den Völkern stattfindet, um so besser können wir zu einander halten.

Lösungen können viel leichter gefunden werden.

Sies wird in den heutigen krisenhaften Herausforderungen unserer Zeit besonders deutlich.

Lassen Sie uns alle dieses Vermächtnis von Armand unbedingt weiter mit Leben füllen.

Ansprache der Weilerswister Bürgermeisterin (vorgetragen von Henner Kayser)

Liebe Freunde, liebe Familie,

 

heute nehmen wir Abschied von einem ganz besonderen Menschen, Armand Conan. Mit 103 Jahren hat er ein langes und erfülltes Leben gelebt, und doch fällt es uns schwer, ihn gehen zu lassen.

 

Armand war nicht nur ein liebevoller Ehemann und Vater, sondern auch ein engagierter Bürgermeister und Mitbegründer der Partnerschaft zwischen den Gemeinden Weilerswist und Carqueiranne. Diese Partnerschaft besteht nun bereits seit 45 Jahren und ist ein lebendiges Zeugnis für Armands Engagement für die Völkerverständigung. Er hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, dass Menschen verschiedener Kulturen und Nationen zusammenkommen und voneinander lernen können.

 

Sein Einsatz für die Partnerschaft war so bedeutend, dass ihm im Jahre 1988 die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Weilerswist verliehen wurde. Bereits zu seinen Lebzeiten benannte der Gemeinderat von Weilerswist einen Platz in der Gemeinde nach ihm, den Arman-Conan-Platz, - eine besondere Anerkennung für sein Lebenswerk.

 

Lieber Armand,

 

auf Deinem Platz in dem eintausend Kilometer entfernten Weilerswist haben sich zu dieser Stunde zeitglich Deine Weilerswister Freunde zusammengefunden, um sich dort von Dir würdig verabschieden und Dich auf Deinem letzten Weg gedanklich begleiten zu können.

 

Heute trauern wir gemeinsam um einen außergewöhnlichen Menschen, der uns allen ein Vorbild in Sachen Engagement, Liebe und Menschlichkeit war. Sein Vermächtnis wird weiterleben in der Partnerschaft zwischen Weilerswist und Carqueiranne sowie in den Herzen all jener, die ihn kannten und liebten.

 

Möge Armand nun in Frieden ruhen und mögen wir alle Trost finden in den Erinnerungen an einen wunderbaren Menschen.

 

Anna-Katharina Horst                                                                      Ulrich Horst

 

Bürgermeisterin                                                                                Vorsitzender
der Gemeinde                                                                       der Partnerschaftsgesellschaft
Weilerswist                                                                                       Weilerswist e.V.

Ansprache der Weilerswister Bürgermeisterin auf dem Arman-Conan-Platz

Siehe Nachruf in "Wir in Weilerswist"

Nachruf von Jens-Uwe Kaulen und Johanna Kaulen-Pantenburg

Nachruf

 

„Solange ich kann, solange ich ein wenig Kraft habe, tue ich alles, damit so etwas nicht wieder passiert.“

 

Armand Conan

hat Wort gehalten!

 

Mit ,Leib und Seele' engagiert, gelingt es dem freigeistigen ,schwarzen Husar', aktiven Gewerkschaftler, Mitglied der Parti communiste francais,

dem Bürgermeister von Carqueiranne 1978,

die Widerstände in seiner Stadt zu überwinden

und auch die konservative Gemeindespitze der Gemeinde Weilerswist von seinen Visionen eines gemeinsamen Beitrages zu Frieden, Völkerfreundschaft und Europäischer Einigung

zu überzeugen, ja zu begeistern.

 

Die Resonanz der gegenseitigen Besuche von Bürgern der communes jumelées

bestätigte die Überzeugung der Wirksamkeit persönlicher Begegnungen eindrucksvoll.

Über die Jahre sind über die räumliche Distanz hinweg viele feste Freundschaften entstanden,

aber auch innerhalb der Gemeinden.

Mit Armand und Madeleine Conan waren wir in herzlicher Freundschaft verbunden.

 

Im September 1988 durfte ich Armand Conan

als Würdigung und Dank für sein unermüdliches Engagement

die Ehrenbürgerurkunde der Gemeinde Weilerswist überreichen.

 

Armand dankte damals:

„Mein Wirken war nicht umsonst".

 

Wir trauern mit Angehörigen und Freunden.

Wir werden Armand und Madeleine dankbar in freundschaftlicher Erinnerung behalten.

 

 Jens-Uwe Kaulen & Johanna Kaulen-Pantenburg

Zeitungsbericht in "La Marseillaise"

Deutsche Übersetzung:

Carqueiranne: Ergreifender Abschied vom ehemaligen kommunistischen Bürgermeister Armand Conan
Trotz strömenden Regens versammelten sich am Freitag viele Menschen, um dem ehemaligen Widerstandskämpfer und kommunistischen Bürgermeister von Carqueiranne die letzte Ehre zu erweisen.
Thierry Turpin / Carqueiranne / 06/01/2024 | 02h12

Es ist 16.10 Uhr, der Demonstrationszug hat sich gerade vor dem Rathaus in Bewegung gesetzt. FOTO T.T.

Freitag, 15.30 Uhr vor dem Rathaus von Carqueiranne. Es sind schon viele Leute da, die gekommen sind, um das Andenken des ehemaligen kommunistischen Bürgermeisters Armand Conan zu ehren. Sie sind zu früh, haben aber noch zu viele Erinnerungen und Anekdoten zu teilen, bevor sich der Zug in Bewegung setzt. Eine halbe Stunde später wird er unter anderem an der Jules-Ferry-Schule vorbeikommen, wo Armand mit Leidenschaft seinen Beruf als Lehrer ausgeübt hat. Auch Vertreter der deutschen Gemeinde Weilerswist haben die Reise angetreten.

 

Außergewöhnliche Persönlichkeit
Der ehemalige FTP-Widerstandskämpfer, dessen Bruder 1942 von den Nazis erschossen wurde, war wie all diejenigen, die damals ihr Leben aufs Spiel setzten, um ihre Überzeugungen zu verteidigen, ein glühender Verfechter der Versöhnung und der Annäherung zwischen den beiden Ländern. Er war übrigens auch der Initiator der Städtepartnerschaft zwischen dieser Stadt auf der anderen Seite des Rheins und Carqueiranne im Jahr 1978.
Ein außergewöhnlicher Mensch, der bis zum Schluss seinen Ideen treu blieb und bei allen, die mit ihm zu tun hatten, einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Viele seiner Kameraden sind da, um ihn zu seiner letzten Ruhestätte zu begleiten, wo er zu seiner 18 Monate zuvor verstorbenen Frau Madeleine gehen wird, die wie er Lehrerin war und die er kennengelernt hatte, als er erst 18 Jahre alt war.
"Armand Conan wurde am 12. Oktober 1920 in Brech, Morbihan, als Sohn eines bretonischen Eisenbahners und einer italienischen Mutter geboren", erinnerte Pierre Daspre, Sekretär des Verbands der Kommunistischen Partei im Departement Varoise, in einem kurzen Abriss seines Werdegangs.
Er erzählt von seinem ständigen gewerkschaftlichen und politischen Engagement. Seine Ankunft in Carqueiranne und die Führung der Liste bei den Kommunalwahlen im Jahr 1965. Dann 1971, als er die Führung einer Stadt übernahm, die er bis 1983 leitete.
Ein Mann des Kampfes
"Armand war ein strenger kommunistischer Aktivist, der seiner Partei sehr verbunden war und herzliche Beziehungen zu seinen Genossen pflegte, insbesondere im Rahmen des Veteranenvereins. Er war ein sehr geradliniger und anspruchsvoller Mann", schloss Pierre Daspre.

 

"Er war ein effizienter Bürgermeister für Carqueiranne, das er als kleinen Hafen am Mittelmeer erhalten wollte", sagte die ehemalige Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Danielle de March, die sich erinnerte "an den Besuch des ehemaligen kommunistischen Gesundheitsministers Jack Ralite zur Einweihung des Dialysezentrums und die damit einhergehende festliche Stimmung" . Aber auch an ihre gemeinsamen "fruchtbaren und langen Monate der Vorbereitung des schönen Buches J'écris ton nom, liberté, das die Geschichte des kommunistischen Var nachzeichnet".

Die vielleicht beste Art, sich von ihm zu verabschieden und ihm treu zu bleiben, besteht darin, einen Teil seiner Ode an die Freiheit und das Leben zu zitieren, die er in Signes zu Ehren der 1944 massakrierten Widerstandskämpfer sprach. Eine Hommage an alle seine Kampfgefährten und im weiteren Sinne an diejenigen, die aufgestanden sind, um Nein zur Nazibarbarei, zur Rassentrennung, zum Rassismus und zur Schmach zu sagen. So zitierte er "Pastor Luther King, Nelson Mandela, den Präfekten Jean Moulin, der sich lieber die Kehle durchschneidet, als einen Meineid zu leisten, oder Henri Conan, meinen Bruder, der erschossen wurde, weil er sich weigerte, seine politischen Überzeugungen zu verraten." Das gemeinsame Merkmal, das sie vereint, so sagte er damals, ist "der unerschütterliche Wille, frei und aufrecht zu leben".

 

"Es ist mir eine Ehre, diese Symbolfigur zu ehren, die das Amt des Bürgermeisters mit Einfachheit und Hartnäckigkeit ausübte und sich für das Gemeinwohl einsetzte", betonte der derzeitige erste Bürgermeister der Gemeinde, Arnaud Latil (DVD), und erinnerte an einige seiner Errungenschaften, darunter den Weiler Bellevue aus dem Jahr 1978, der den großen nationalen Städtebaupreis für sozialen Wohnungsbau gewann. Bevor er mit einem großen "Danke, Herr Conan, für das, was Sie für die Carqueirannais getan haben. Danke für Carqueiranne".

 

Das nennt man wohl Einstimmigkeit.

Zeitungsbericht im Kölner Stadtanzeiger und in "Wir in Weilerswist"

Arman Conan: Lebensgeschichte

Von Margarete Siebert

ARMAND CONAN

12. 10. 1920 - 1. 1. 2024

 

Wer war Armand Conan?

 

Volksschullehrer, Résistance-Kämpfer, Bürgermeister von Carqueiranne, Autor, Gründer der Partnerschaftsgesellschaft Weilerswist und nicht zuletzt Ehemann von Madeleine und Vater zweier Kinder.

 

Das Buch, das mir als Quelle dient, trägt den Titel: 70 ans de Bonheur Témoignage (70 Jahre Glück - Ein Zeitzeuge) Februar 2010

Alle Fotos stammen aus diesem Buch.

Kommunion ca. 1930

Wortgewandter und lebhafter Zeitzeuge war er - auch als engagierter Politiker der französischen Kommunistischen Partei (PCF), als Zeuge des zweiten Weltkrieges und Mitglied der Résistance. Zahlreiche Dokumente, im Faksimile abgedruckt, sind aufschlussreiche und seltene Geschichtsquellen der damaligen Zeit.

 

Sein Leitmotiv war immer das „Vivre ensemble“, was nicht nur zusammen leben oder Zusammenleben bedeutet sondern auch „leben und lebenlassen“ und „zusammen etwas erreichen“. Und er hat viel erreicht! Schon ganz zu Anfang, bei dem Bericht über seine Geburt, erscheint der rote Faden, der sein Erinnerungsbuch durchzieht.

 

Beeinflusst durch die Kommunistische Partei Frankreichs und den Kampf gegen die Nazis

 

Er schreibt, dass er in Brech, Département Morbihan (Bretagne) geboren wurde, „in dem Jahr, als die kommunistische Partei in Frankreich aus der Taufe gehoben wurde“. Sein Vater, der auch Armand hieß, war Eisenbahner und gewerkschaftlich organisiert. Er starb 1930 mit 47 Jahren. Armand war damals 10 Jahre alt. sein 8 Jahre älterer Bruder Henri, aktives Mitglied der Kommunistischen Partei, wurde sein großes Vorbild.

Seine Mutter erzog alleine die zwei Söhne, Henri und Armand. Sie erwarb in Lorient (Bretagne) einen „bar-tabac“, den sie 12 Jahre geführt hat, dynamisch und temperamentvoll. 1942 wurde Henri von deutschen Soldaten, als Kämpfer der Résistance erschossen. Er war genau 30 Jahre alt. Ein sehr bewegendes Zeugnis ist der Abschiedsbrief, den er seiner Frau und seiner kleinen Tochter hinterlassen hat.

 

Armand Conan war zwischen 1940 und 1944 selbst Mitglied der Résistance. Dazu schreibt er:

 „Ich trat aus politischen Gründen in die Résistance ein. Wenn man als Jugendlicher an großen Demonstrationen gegen den Faschismus teilgenommen hat, wenn man die Ankunft spanischer Flüchtlinge miterlebt hat, die vor der Franco-Diktatur flohen, wenn man gesehen hat, was (1938) in München passierte, dann erfolgte der Einritt in die Résistance ganz selbstverständlich: der Kampf gegen den Faschismus ging weiter indem man die Kriegsmaschine der Nazis angriff, aber er bekam eine andere Intensität…“ (S. 116)

 

Ein Teil von Conans Aufzeichnungen bezieht sich auf seine Vorfahren. Seine Großmutter mütterlicherseits stammte aus Italien (Piemont). Sie suchte Arbeit in Frankreich und ließ sich in La Crau bei Toulon nieder. Ihre Tochter Maggiorina, Armands Mutter (die vom französischen Standesamt in Marguerite umgetauft wurde, da ihr Vorname in Frankreich nicht existierte) arbeitete als junge Frau beim berühmten Eiskonditor Richiardi, der später ein Restaurant in Carqueiranne am Hafen eröffnete.

 

Sie war eng befreundet mit dessen Tochter, eine Freundschaft, die weiter bestand auch nachdem sie, nach ihrer Heirat, in die Bretagne zog. Als ihr Sohn Henri 1942 durch die deutschen Besatzer ermordet wurde, zog es sie nach Carqueiranne zurück in den damals noch unbesetzten Teil Frankreichs. Und irgendwann folgten auch der zweite Sohn und dessen Familie ihr nach.

 

Beginn der beruflichen Laufbahn als Lehrer

 

Doch zunächst bereitete sich Armand Conan auf das Lehrer-Examen vor. Im Juli 1940 - er war 20 Jahre alt - begann für ihn der Unterricht in Ploerdut (Morbihan). Kurz zuvor hatte die deutsche Wehrmacht Frankreich überfallen. Er schreibt:

 „Ich betone, dass die Pädagogik, sowohl praktisch als theoretisch, mir vollkommen unbekannt war. Im dritten Jahr der Vorbereitung auf das ’Brevet Supérieur’ hätten wir sie lernen sollen, doch hatten wir 1939-40 keine Kurse und ich hatte keine Ahnung, wie man eine Schulklasse führt, damit die Schüler am Ende des Schuljahres lesen, schreiben und rechnen konnten“.

 

In der Beschreibung seines ersten Schuljahres mangelt es Armand Conan jedenfalls nicht an Humor und Selbstkritik, übrigens zwei Eigenschaften, die sein gesamtes Erinnerungsbuch durchziehen. Der Unterricht in diesem ersten Jahr seiner Lehrertätigkeit fand in einem Raum des Rathauses statt, weil die Hälfte des Schulgebäudes durch die deutsche Armee requiriert worden war.

 

Ein Jahr später, 1941 - inzwischen hatten Madeleine und Armand geheiratet - wurden sie nach den Sommerferien, Anfang Oktober, zwei Schulen im nahegelegenen Belz zugewiesen, Armand unterrichtete in der Schule für Jungen, Madeleine wurde Leiterin der Mädchenschule des kleinen Ortes. Die beiden sollten eine sehr lange und glückliche Ehe erleben (80 gemeinsame Jahre!)

Familie von Madeleine

 Im Vorwort zu seinem Buch schreibt Armand Conan dazu:

"Mit 20 Jahren empfindet man die Ehe als Freude. Mit fast 90 Jahren, nach beinahe 70 Jahren gemeinsamen Lebens ist es Glück. Wenn wir abends auf unseren Sesseln vor dem uninteressanten Fernsehprogramm fast einschlafen, passiert es oft, dass ich meine Frau aus dem Augenwinkel betrachte. Dann empfinde ich eine Welle des Glücksgefühls. Ich denke zurück an gemeinsame Erlebnisse, ich sehe, wie wir zusammen einen Hügel nach dem anderen besteigen, manchmal mühsam, manchmal heiter um zum Schluss, endlich, unser Eden zu erreichen. Und zu diesem Garten Eden gehört unsere Familie: zwei Kinder, fünf Enkel, acht Urenkel - und ich sage mir, dass wir ein unerhörtes Glück haben.“

 

Gemeinsames gesellschaftlichen Wirken von Armand und seiner Frau Madeleine

 

Beide lagen auf einer Linie in ihrem gesellschaftlichen und politischen Wirken. Es ist beeindruckend, zu lesen welches soziale Engagement das Ehepaar neben seiner Arbeit als Lehrer bewegte: Sie engagierten sich auf kulturellem Gebiet, im Sport, in der Jugendarbeit, natürlich auch in der Politik und setzten sich mit aller Kraft für den Laizismus ein, der die staatlichen französischen Schulen kennzeichnete, gegen den religiös geprägten Unterricht der konfessionellen Schulen. Es gab, nach seinen Worten, eine beträchtliche Rivalität zwischen der staatlichen und der katholischen Schule. Die Hälfte der Schulen in der Bretagne schreibt er, war damals noch katholisch. Die Trennung zwischen Religion und Staat, die in Frankreich seit 1905 gesetzlich festgeschrieben worden war, wurde dort noch nicht vollzogen! Mit Erstaunen und Freude registrierte er bei seiner Ankunft in Carqueiranne 1958, dass dies dort anders war.

 

Bis 1958 arbeiteten Armand Conan und seine Frau an verschiedenen Orten in der Bretagne, anschließend zog die Familie - mit inzwischen zwei Söhnen - nach Carqueiranne, das sie als ihre Wahlheimat erkoren hatten. Ihre Wurzeln hatten sie in der Bretagne und zahlreiche Erinnerungen in so vielen Jahren. Freunde und Verwandte waren dort verblieben, doch nun begann ein neues Leben.

 

Bis 1967 erteilte Armand Conan Unterricht an der Schule Jules Ferry in Carqueiranne. Es ist immer wieder schön zu lesen, mit welcher Wärme, Menschlichkeit und Leidenschaft er von seiner Tätigkeit als Lehrer erzählt. Zwischen 1967 und 1976 arbeitete er als pädagogischer Berater in La Seyne-sur-Mer.

 

Wahl zum Bürgermeister von Carqueiranne

 

Innerhalb dieser Zeit, 1971, wurde er zum Bürgermeister von Carqueiranne gewählt. Sehr ausführlich, mit vielen Einzelheiten, Anekdoten und Beispielen schreibt er über seine Arbeit und die seiner gleichgesinnten Ratsmitglieder in der Gemeinde. In dieser Beschreibung wird ein großes und aufrichtiges Engagement für die Interessen der Carqueiranner Bürger deutlich.

 

Während seiner 12 Jahre als Bürgermeister hatte Armand Conan auch ein „unerwartetes Problem“ zu bewältigen: die Verschwisterung mit der Gemeinde Weilerswist. Er schreibt:

„Heute erscheint dieses Faktum banal, aber vor 35 Jahren war es mit großen Emotionen verbunden, sowohl in Carqueiranne als auch in Weilerswist. 

Warum? Weil die Folgen von drei schrecklichen Kriegen (1870, 1914 und 1940) nicht verblasst waren in der Erinnerung der Menschen beider Länder (und zu Recht).

 

Politisch war es ebenfalls eine Herausforderung: konnte sich eine französische Gemeinde unter kommunistischer Führung mit einer deutschen verschwistern, die von Grund auf antikommunistisch war? "... doch ich war der Meinung, dass es im Sinn der Erreichung des Friedens und der Freiheit notwendig war.“ (S. 242 f.) Armand Conan hat sich dafür eingesetzt, in langen Diskussionen mit den Ratsmitgliedern und den Bürgern von Carqueiranne, und das obwohl sein Bruder von den Deutschen getötet worden war und obwohl 1978 immer noch ein „anti-deutsches Ressentiment“ in der Bevölkerung vorhanden war. Er beschreibt, wie schwierig es war, die Vorbehalte im Gemeinderat und in der Bevölkerung zu überwinden.

 

Unermüdliches Eintreten für die Partnerschaft mit Weilerswist

 

„Als ich zehn Jahre später zum Ehrenbürger von Weilerswist ernannt wurde, war das für mich sehr bewegend…. Nun war diese Vernunft-Partnerschaft von der großen Mehrheit der Bürger von Weilerswist und Carqueiranne akzeptiert.“ (S. 267, 269)

 

Armand Conan war eine starke Persönlichkeit. Er drückte unumwunden aus, was er dachte, auch wenn er aneckte. Die Wahrheit ist ihm wichtig gewesen, aber auch, wie seine Reden und sein Handeln zeigen, Menschlichkeit und Respekt. Seine Integrität und seine Kompetenz als Bürgermeister verschafften ihm die Achtung seiner Mitbürger über Parteigrenzen hinweg.

 

In seiner Rede zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft am 3. 9. 1988 in Weilerswist sagte er:

„Viele Frauen und Männer haben sich am Ende des Krieges geschworen, etwas zu unternehmen, damit unsere Kinder nicht noch einmal ein solches Desaster erleben. Den Frieden muss man sich erarbeiten. Das ist eine Aufgabe. Man muss den Frieden schaffen, wie man Weizen zum Reifen bringt, wie man eine Rose züchtet oder einen Weinberg bestellt. Es braucht Jahre dazu.“ (S. 270)

 

 

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